Der neue Stadt-Land-Monitor der fenaco zeigt: Der politische Unterschied zwischen grossen Städten und ländlichen Regionen ist heute stärker ausgeprägt als jemals in den letzten 45 Jahren. Trotz dieser zunehmenden Polarisierung blickt ein grosser Teil der Bevölkerung positiv auf die Entwicklung in ihrer eigenen Gemeinde.
Die Auswertung von über 40 Jahren Abstimmungsdaten bestätigt eine klare Tendenz: Städte und ländliche Gebiete entfernen sich politisch immer weiter voneinander. 6 der 10 Abstimmungen mit den grössten Differenzen seit 1980 fanden in den letzten fünf Jahren statt. Besonders häufig sorgt die Landwirtschaft für Spannungen.
Nach einer Phase der Annäherung ab den 1990er-Jahren wächst der Abstand seit den 2010er-Jahren wieder deutlich – verstärkt durch Vorlagen wie die Pflanzenschutz- oder die Massentierhaltungsinitiative.
Für 35 Prozent der Bevölkerung ist der Stadt-Land-Gegensatz heute eine ernsthafte Belastung (2023: 21 %). Gleichzeitig fühlen sich nur wenige selbst als Teil dieses Konflikts. Auffällig ist auch: Immer mehr Menschen verorten sich eher auf der «Land»-Seite – inzwischen 33 Prozent, gegenüber 25 Prozent im Jahr 2021 –, obwohl viele ihre Gemeinde als urbaner wahrnehmen als früher.
Die Studienautorinnen und -autoren betonen, dass die einfache Trennung in «Stadt» und «Land» der Schweizer Realität nicht mehr gerecht wird. Der Monitor unterscheidet deshalb vier Raumtypen: «grössere Städte», «Agglomerationen», «kleinere Städte» und «ländliche Gebiete».
Obwohl die Schweiz weiter verstädtert, bleibt das Interesse am Leben ausserhalb der Zentren hoch. Drei Viertel der Landbevölkerung möchten idealerweise dort bleiben – und über die Hälfte der Städterinnen und Städter könnte sich ein Leben abseits der Metropolen vorstellen. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage nach Wohnraum in den Städten hoch, was die Wohnsituation zusätzlich verschärft.
86 Prozent der Befragten sind mit der Lebensqualität an ihrem Wohnort zufrieden, fast die Hälfte nimmt sogar eine Verbesserung im letzten Jahrzehnt wahr. Besonders positiv beurteilt wird die Situation in Gemeinden, die in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen sind – trotz Problemen wie mehr Verkehr oder höheren Wohnkosten.
Stagnierende oder schrumpfende Gemeinden sind hingegen kritischer; dort werden fehlende Einkaufsmöglichkeiten oder weniger Dienstleistungen als Belastung erlebt.
Beinahe alle Befragten bemerken ein Bevölkerungswachstum in ihrer Gemeinde – oft stärker, als es die tatsächlichen Zahlen zeigen. Während lokal sowohl Chancen (39 %) als auch Belastungen (48 %) gesehen werden, ist der Blick auf das nationale Wachstum deutlich skeptischer: Nur 23 Prozent bewerten es positiv.
Wohnungsnot wird besonders häufig genannt, vor allem in den Städten. Gleichzeitig werden Verbesserungen wie ein dichteres ÖV-Angebot oder eine grössere kulturelle Vielfalt wahrgenommen.
Die «ideale» Bevölkerungszahl der Schweiz sehen die meisten bei rund 8,3 Millionen Menschen – deutlich unter den mehr als 9 Millionen, die heute bereits hier leben. Viele gehen jedoch davon aus, dass die Bevölkerung bis 2050 auf über 10 Millionen anwachsen wird, was bei vielen Besorgnis auslöst. Beim Thema Bevölkerungsgrösse sind sich Stadt und Land erstaunlich einig.
Quelle: lid.ch, Jonas Ingold
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